So viele definieren über ihr Weblog, wie sie selbst gesehen werden wollen oder sich selbst sehen, würden ihr Blog niemals mehr aufgeben und befinden sich sofort im kalten Enzug, wenn sie auf ihre Software keinen Zugriff haben. Eng zusammengekleisterte Verbünde sorgen für Themen, Sexualpartner, Geltung und Anerkennung, Projekte und Beschäftigung, für Einnahmen oder Zeitvertreib - und je nach Abrufzahlen ist es fast unmöglich, einen längeren Beitrag zu schreiben, auf den es KEIN Lob gibt.
Wenn aber ein hetzender Mob zusammenkommt und jemanden über die Klippe jagt, der sich das Leben nimmt aufgrund von Nachrede, Sticheleien und Hetzaktionen in anderen Blogs ... dann tönt sofort ein Rudel Besserwisser, dass man Blogs doch nun wirklich nicht so wichtig nehmen darf und ein defekter Mensch gewesen sein muss, um so zu “reagieren”, siehe den weiter unten angegeben Link auf die Kommentarsektion des “mit auslösenden” Blogs.
Ah ja. Wie bequem. Man sucht sich einfach raus, wann Blogs unglaublich interessant und wichtig sind und wann nur Beiwerk und eitles Trallala*.
Sicherlich müssen viele Dinge zusammenkommen, damit sich jemand das Leben nimmt. Aber das berechtigt noch lange nicht dazu, konsequent zu Situationen beizutragen, die jemanden auf die Kippe treiben können.
Artikel auf Berlin online, via Creezy.
*Die Kommentare in diesem Beitrag meinte ich:
(http://) agencyspy.wordpress.com/2008/02/24/rip-paul-tilley
Wenn die Angehörigen meinen, er sei in den Tod getrieben worden, so glaube ich das - weil Sie es sicherlich am besten beurteilen können, denn sie wissen, was Blogs und Reaktionen darin ihm persönlich bedeutet haben und was eine Lügen- oder Nachrufkampagne ihm ausmachte.
dear melody . thats right and it shocked me..worte könnenso verletzem ..die männer bei paarship werden auch immer aroganter sagte mir kürzlich eine freundin ..
apropo vaginal muskulatur .. wie wäre es mit den kugeln ..als 50 jährige werde iches demnächst ausprobieren obwohl mein sex etwas reducierter zur zeit läuft auch angenehm ..
zieh hoch .. und ein nettes WE
Puh, übel.
Aber das meinte ich neulich. Und manche Menschen nehmen sich so etwas ebennoch mehr zu Herzen als andere, v.a. wenn vielleicht mehrere DInge zusammenkommen.
Ein wenig mehr Fairness, Freundlichkeit und einfach mal Klappe halten, wenn einem etwas NICHT gefällt, könnte echt nicht schaden.
Siehst Du und genau das glaube ich nicht. Erst einmal ist es illusorisch in dem aktuellen Fall dem Mann, der sich das Leben genommen hat, zu unterstellen, er hätte dies wegen der Kommentare getan oder sei wegen ihnen in den Freitod gegangen. Solange nämlich er das nicht tatsächlich in einer Abschiedsinformation so für sich argumentierte, kann niemand – und da lasse ich auch nicht mir reden – niemand wissen, warum er sich selbst richtete.
Es mag vielleicht eine hilfreiche Erklärung für die Angehörigen sein, um mit der Trauer und mit dem schrecklichen Erleben eines Selbstmordes im direkten Umfeld klar zu kommen. Aber sie wissen es so partout einfach nicht. Es kann genauso gut sein, dass die Hinterbliebenen vielleicht auch ein Problem mit der Selbstreflektion haben, eventuell merken, dass sie vorher auch versagt haben und auf andere Zeichen nicht reagiert haben und das Blog als Schuldiger daher gerade sehr bequem daher kommt. Ich wäre da sehr vorsichtig Blogs bzw. deren Kommentatoren solch’ Macht anzudienen. Wir können gerne über generelles Mobbing unter Kollegen reden, die das Blog für ihren Zweck instrumentalisiert haben. Aber auch das ist dann ein ganz anderer und längerer Prozess. Und dann sind allein die Kollegen schuld, nicht das Blog.
Ich glaube aber wohl, dass ein unschöner Blogeintrag der Auslöser zum Affekt sein kann. Das kann aber auch der dumme Spruch des Fahrstuhlführers. In beiden Fällen ist der betreffende Mensch dann aber bereits so in seiner speziellen Situation verankert, ich nenne das hier mal übergreifend schwere Depression (obwohl das auf die Ferne gesehen nur eine laxe und vermutlich falsche Diagnose sein kann), dass es auch reicht, wenn ihm die Mitarbeiterin von Starbucks am Morgen nicht wie üblich zugelächelt hat als sie ihm den Kaffee reichte. Da reicht es auch, wenn die Milch im Kühlschrank sauer geworden ist. Da reicht es auch, wenn Dir morgens einer auf dem Weg zu Arbeit die Vorfahrt genommen hat. Vermutlich ist es die Addition von allem gewesen.
Da muss vorher sehr viel bereits passiert und schief gelaufen sein und sich hochgeschaukelt haben, bevor das Maß voll ist und ein Kommentar alternativ als Auslöser zum Suizid dient. Wohlbemerkt: wir wissen das nicht einmal!
Und eben an genau der Stelle bin ich eben überhaupt nicht bereit einem Blog-Kommentar mehr Kompetenz als Auslöser zuzubilligen als dem Müllmann, der vielleicht auch am gleichen Tag an der Tür ‘nen unbwusst blöden Spruch zu dem Mann gesagt hat.
Und da man das alles nicht weiß, der Mann sich vor seinem Suizid nicht zu seinen Gründen geäußert hat, ist das alles nur reine Spekulation – und für mich in dem Falle ein dummer Presseaufmacher.
Nichtsdestoweniger: ja, klar. Ein Blog, das ich subjektiv und emotional führe, lädt selbstveständlich auch Menschen ein, die wiederum subjektiv und emotional agieren. Und unter Umständen meine Geschmackssinn hinsichtlich meiner Benimmregeln deutlich verletzen. Wer sich öffnet, ist verletzbar. Ja. Aber auch das ist jeder Blogger außerhalb dieser Welt auch. Ich kenne das, ich habe mich auch schon über Kommentare geärgert auch über eine längere Distanz als nur 5 Minuten hinweg. Derartige Reaktionen irgendwann auszublenden, das ist auch ein Lernprozess den man beim Bloggen mitmacht. Aber trotzdem: das sind ja Dinge, die – solange sie in meinem Blog passieren – man ausschalten und unsichtbar machen kann. Das ist ja nichts mit dem ich den Rest meines Lebens dealen muß.
Und daher bin ich der Meinung, ein Blogkommentar mag ein Auslöser sein zum Suizid, er ist aber nicht die Ursache.
Es waren keine Kommentare, es waren andere Blogger seiner Branche, in seinem Teil des Webs, die ihn angegriffen, verlinkt, verhöhnt und immer wieder kommentiert haben. Von einem Fahrstuhlfahrer kann man sich fernhalten, vom Netz (mit diesem Beruf ...) wohl eher nicht.
Alles, was sich zusammenrottet, muss mit der Verantwortung leben, was dadurch ausgelöst werden kann, auch wenn das solchen Menschen natürlich oft erst klar wird, wenn sie später im Leben in irgendwelchen Ecken vegetieren und ähnliches am eigenen Leib erleben.
P.S. Ein Spammer hat hier hineinkommentiert “der Mann müsse ja labil gewesen sein”. Den Spam habe ich nicht durchgelassen, den Kommentar will ich zumindest sinngemäß zitieren.
Auch wenn der Mensch ein zitterndes Wrack im Alltag gewesen wäre, so machte das die ihn verhöhnenden Mobbingblogger nicht besser. Solches Pack ist übelstes virtuelles Lumpengesindel und wie gesagt - in meinen Augen haben sie zu seinem Tod so sauber beigetragen, als hätten sie ihm Steine ins Gesicht geworfen.
Das ist aber nur meine Sichtweise, die muss natürlich niemand teilen.