Elzbieta also. Herr Schmidt schien nicht die größte Lust zu haben, über sie zu reden. Mich interessierte momentan nur eins: War sie ebenfalls tot, musste ich dann mit einem weiteren ungebeten Hausgeistgast rechnen? Na ja, und dann noch, wie ihre Beziehung ausgesehen hatte. Wüste Leidenschaft konnte es nicht gewesen sein, wenn Schmidtchen in seinen letzten Jahren bis zu einer Stunde gebraucht hatte, um in den dritten Stock zu krauchen.
»Sie hat genau so lange gebraucht bis oben« sagte Herr Schmidt empört, als ich ihn mit diesen Überlegungen konfrontierte. Er überlegte kurz und ergänzte dann vorsichtig: »Elzie war einem guten Schluck nicht abgeneigt.« War? Entweder hatte ihre Neigung sich geändert oder ich musste damit rechnen, dass sie irgendwann der neuen Heiztherme entfleuchte oder nach preiswertem Rotwein duftend durch die Deckenpaneele tropfte. Je länger ich mich in Gesellschaft befand, desto besser kannte ich mich aus.
Das Universum verliert nichts. Die einen bleiben, weil sich ihr Atem vermischte und ihre Seelen berührten, anderen können einfach nicht fort oder wollen nicht. Ich nehme an, den meisten geht es gut damit, sonst würde man mehr von ihnen merken.
Unser spiritueller Mitbewohner wirkte heute irgendwie erkältet. Vielleicht auch nur verstimmt. Er sah sich die ganze Zeit um, besonders in den Ecken. Dann setzte er sich und ließ die Knie nachlässig durch die Stuhlkante suppen. Er schnupperte und nieste und meinte dann sehr ernst: »Alleine sein ist nicht schön.«
Ich widersprach nicht, legte aber auch den Akkuschrauber nicht weg, denn der Möbelberg musste noch sehr wachsen. Manchmal, wenn ich ohne hinzuschauen eine Hand tief sinken ließ, hatte ich das Gefühl, eine kleine goldenpelzige Stirn würde meine Finger berühren. Vielleicht sah Herr Schmidt ihn auch, denn vorhin hatte ich gehört, wie er leise »Miez, miez« den Flur hinuntermurmelte. »Alleine sein ist nicht schön« wiederholte ich und ahmte dabei Schmidtchens Tonfall nach, »aber wann ist man schon wirklich alleine?« Dann schnurrte ich kurz, ganz kurz nur. Man konnte den Ruf nur hören, wenn man das Geräusch schon kannte.
Der kleine blonde Kater kam herein, sprang in einem Satz die fünf Meter bis zur anderen Wand und schwebte langsam am Fenster entlang. Dann setzte er sich auf die Fensterbank und säuberte sorgfältig alles, was der Tierarzt bei der Kastration übrig gelassen hatte und das Drumherum. Anschließend rollte er sich seufzend zusammen und versank leise schnurrend langsam im Holz, wobei er stetig transparenter wurde.
Also doch zischelte Herr Schmidt. Er nieste und schnalzte mit der Zunge »Miez, Miez!« Er fuchtelte an der Fensterbank herum und quetschte prüfend das Holz, wo das goldene Tierchen gelegen hatte, obwohl seine Finger in der Fensterbank verschwanden. Schüttelte den Kopf, musste lachen und sah doch erstaunt aus, nieste. Dabei waren meine lebenden Katzen noch gar nicht eingezogen, sondern nur der Goldene und seine Asche. Dann nieste er wieder.
Elzbietas Gefährte, unser frischer Hausgeist - hatte eine Katzenallergie.
Bin ich froh, der kleine Pelzige ist wieder da! Naja, wurde aber auch Zeit! 😉
Süß 😊
Die Schmidt-Geschichten werden immer besser. Erstaunlich, wie real der Kerl schon ist.
Köstlich, diese Schmidtgeschichten. Mehr, mehr 😊))
So so. Der kleine Blonde. Ich vermiss ihn hier im Weblog, auch wenn ich ihn persönlich nie getroffen habe.
Nette Grüße, Britta
eine wunderbare serie.
Oh wie schön 😊
Da sind mir gerade die Tränen gekommen, obwohl ich Nandi nur virtuell kannte.