12 Stunden Schlaf, ein Liter Wasser, vielleicht komme ich ja doch mal aus diesem im Hintergrund herumlungernden Erschöpfungszustand herausgewurschtelt und endlich, endlich, endlich habe ich ein Medikament, das bei dem Ödem im linken Bein hilft und damit sieht einiges schon anders aus. Das linke Bein zum Beispiel.
Meine Freundin ist der Meinung, dass ich mich aus (m)einem Geflecht von Verpflichtungen lösen sollte und einigen Leuten einfach mal die Hand zum Abschied drücken sollte, die ich seit einem halben Jahrzehnt nicht gesehen habe, die aber zuverlässig bei Veranstaltungen meine Hilfe bei der Flyererstellung oder ähnliches einfordern, womit dann auch schon klar sein sollte, weswegen sie den Kontakt aufrechterhalten: Die Axt im Nebenhaus erspart die Kosten für den Zimmermann.
Ich weiß das.
Leider gibt es da ein kleines Problem: Meine Zusagen halte ich ein (Qualitätsmerkmal), auch wenn ich weiß, dass ich nur ausgenutzt werde. Dieser Berg wird abgetragen, und dass er nicht nachwächst, dafür sorge ich bereits. Wie erstaunt die Menschen doch sind, wenn man ihnen sagt, dass man nicht zu ihnen nach Hause kommt, um ihnen ihr DSL-Modem anzuschliessen, obwohl sie doch ferne Bekannte von ferneren Freunden der Verwandten der Nachbarn sind und man in 2002 mal zusammen Kuchen gegessen hat. Verstörte Reaktion, wenn man erklärt, dass man den Teufel tun wird, irgendeinen pickligen Cabrio-Erben wegen einer Webhosting-Ersparnis von 2,99 monatlich zu beraten oder mal quer in einen anderen Stadtteil zu fahren, um die Oma von der Elke an ihrem neuen Laptop individuell zu betreuen, weil man doch die Elke flüchtig kennt.
Das sind natürlich nur die harmlosen Beispiele, die hier garantiert nicht mitlesen. Für diejenigen, die es tun, habe ich eine Info in Wiederholschleife:
Erst mache ich meine Arbeit.
Dann mache ich meine Arbeit.
Dann bin ich dran.
Dann bin ich dran.
Wenn ich dann Lust und Zeit und alle benötigten Infos haben sollte, erledige ich den nächsten Punkt auf dieser beschissenen Liste, die es gar nicht geben dürfte, wenn ich schlauer gewesen wäre. Jetzt bin ich’s.
Und wer drängelt, mailt oder nachfragt, wird sofort nach ganz unten in den Stapel geschoben. Sofort. Ich will in Ruhe gelassen werden. Kleiner Trost: Der Stapel schwindet. Und er wird niemals wiederkehren.
Andere müssen aufhören mit Kettenrauchen oder Dauersaufen oder müssen ihr Feng-Shui quer durchs Haus prügeln, um ihre Lebensqualitäten zurückzuerobern - ich muss sehr viel weniger hilfsbereit werden und bleiben.
Wird schon werden.
“feng shui quer durchs haus prügeln”... danke, du drückst die dinge immer so schön bildlich aus.
Mir kommt es manchmal so vor, als ob ich ständig nur entrümpele 😊 und doch hat man immer noch so irrsinnig viel Krempel. So IRRSINNIG viel. Ist das bei dir durch die Umzieherei eigentlich besser geworden?
es müsste, weil ich berge von zeug weggeschafft habe. fühlt sich aber nicht wirklich so an. 😉 wahrscheinlich muss ich noch 5x umziehen… und zwischendrin natürlich nichts mehr nachkaufen!
Ich glaube, du bekommst zum nächsten Geburtstag ein T-Shirt von mir. Das habe ich neulich irgendwo im Internet gefunden. Will mir das auch dringend kaufen. Würde ich immer anziehen, wenn ich zu meiner Familie fahre. Die Farbe darfst du dir dann aussuchen (ich nehm natürlich 😉 rosa), den Text nicht:
NO!!! I will not fix your computer!
Dsa Problem kennen wir zu Hause auch. Jeder von uns ist gleich Hilfsbereit und kennt das Wort “nein” in eigenen Sachen nicht. Izwischen haben wir uns angewöhnt, dass wir unsere MSNs getrennt haben und in STresszeiten immer “über Kreuz” ans Telefon gehen. Wenn meine Freundin sagt, ich sei gerade unterwegs und die immer mit schwelenden Grundsatzdiskussionen durch einen etwas knappen und harschen Ton unterbindet und zugleich statt “Ja” nur die unverbindliche Prüfung der Möglichkeit einer Hilfe angeboten wird - “Das ist unser Angebot, sie müssen es nicht annehmen” - sind die meisten schon wieder vom Acker.
Gestern war auf 3Sat eine Doku über Lebenswege. Ein Filmemacher hat dieselben Personen 1973 mit acht, 1985 mit 20, 1995 mit 30 und jetzt gefilmt und zu ihren Lebenswegen befragt.
“Wir müssen uns selbst wertschätzen lernen, damit wir uns verschenken können ohne uns dabei selbst aufzugeben”
Hat eine Frau erkannt, die mit 22 das Mathestudium der Kinder wegen abgebrochen hat.
Das ist übrigens auch eine Form von Feng-Shui.