Wenn ich noch zeichnen würde
oder besser fotografieren könnte
oder eine Kamera hätte, die besser aufnimmt als diese alte
würde ich jeden Tag den Winterblick aus dem Fenster für mich festhalten -
- wenn die Sonne dunkelgrau abraucht und die Privat-Skyline der Bürogebäude an der Brücke wie ein extraterrestrischer Adventskalender aussieht. Auf der anderen Seite vom Kirchplatz wohnen etwa 30 Leute im großen weißen Eckhaus (jeder in einem Zimmer) dessen Etagen schon deshalb immer gründlich beleuchtet sind. Weihnachtlich geschmückt auch, schon lange. Die Autobrücke herunter kullern Lichter an hellen Schaufenstern vorbei und ein mittelkleines Kind mit einer Laterne oder hellen Taschenlampe umrundet die Kirche, leuchtet jeden Winkel aus. Die kleinen uralten Laternen vor den Bäumen am Brunnen dürfen brennen, obwohl nur wenige Meter weiter hohe, moderne Straßenlampen installiert wurden.
Ich könnte hier oben stundenlang aus dem Fenster sehen, sobald es dunkel wird und bleibt.
Links an der Straße stehen aneinandergereiht vier, fünf alte Häuser etwa derselben Höhe. In fast jedem wohnt eine Katze, die abends ganz oben aus dem Fenster schauen darf. Manchmal sitzen sie alle gleichzeitig dort, wie unterschiedliche Scherenschnitte vom selben irren Künstler. Dann dreht die erste sich plötzlich um und tropft vom Fensterbrett zurück ins Zimmer. Als hätten sie sich abgesprochen, folgen ihr die beiden anderen und kurz darauf wird es dunkel dort, wo man vorher noch Silhouetten mit spitzen Ohren sah.
Ich freu mich. Wieder von Dir zu lesen und dass es Dir hoffentlich besser geht - und über die schöne Beschreibung Deines Ausblicks. Deine Texte haben gefehlt 😊
Grüße, Biggi
Das klingt ja sehr idyllisch… kann ich verstehen. Ich kann generell Menschen verstehen, die mit Kissen auf dem Fensterbrett hängen und nur raus gucken…