Jepp. Ich hatte recht. Sagt der Arzt. ...


Jepp. Ich hatte recht. Sagt der Arzt. Bilderbuchartig ausgeprägtes Lymphödem im Anfangsstadium. Zwar hätte ich auch nichts dagegen gehabt, im Unrecht zu sein, denn diese Ödeme wird man angeblich nie mehr so richtig vollständig los, aber immerhin weiß ich es jetzt und bin auch sicher. Gut. Danke, Doktorchen 😉 und sorry, dass ich deinen Feierabend geknackt habe. Ich musste einfach einen Arzt haben, der mich nicht nur gelangweilt durchschleuste, um eilig bei der Krankenkasse zu kassieren, sondern einen, der seine Arbeit auch machte.

Es gibt auch andere Ärzte. Ich weiß das. Ausnahmen gibt es überall. Ich habe vor, die Ausnahme zu werden, die das Lymphödem völlig wieder weg bekommt *grins* mich beunruhigt es nur langsam, dass jeder, den ich treffe, ebenso abgestumpfte Fliessbandärzte hat, ebenso auch in Notsituationen zunächst mal darum kämpfen muss, um überhaupt als Mensch wahrgenommen zu werden. Gerade ältere Menschen so ab 70 scheinen im Standardwaschprogramm durchgeschoben zu werden, Wehwehchen sind in dem Alter normal, was soll man sich das umständliche Geplärre der trockenen Knochen noch antun, das Problem erledigt sich in absehbarer Zeit von selbst ...

Natürlich ist das eine Generation, in der (a) eine völlig unbegründete Ehrfurcht vor Weißkitteln eingebleut wurde und (b) vor allem Frauen fast kaum gelernt haben, für sich und ihre Rechte einzustehen. Und so zieht sich mein Herz zusammen, wenn ich sehe, wie eine schmerzgekrümmte Dame vorsichtig aus dem Wartezimmer humpelt, um vier Minuten später wieder da zu sein und ein Rezept zu umklammern, obwohl sie mir gerade noch erzählt hat, sie habe ein komisches Ziehen, das sie noch nie gehabt habe und könne seitdem kaum aufstehen, dabei war sie fast immer gesund in den ganzen 76 Jahren. Ich spüre förmlich, wie mein Rücken sich strafft und gerade zieht, wie der Teil von mir, der einmal 60, 70 oder 80 sein wird, entschlossen das Kinn hebt. Killer Application. Nicht mit mir, darauf könnt Ihr wetten. Nicht jetzt und später auch nicht.

Ansonsten gilt: Der Weg ist das Ziel, ich finde jetzt erst mal heraus, welche von meinen eingeschränkten Aktivitäten ich wieder aufnehmen kann. Gestern war ich einkaufen, und eins steht fest: Wenn ich es geschafft habe, auf den Füssen zu stehen und eine bestimmte Richtung einzuschlagen, dann flüchtet man sich besser rechts und links in die Regale, denn Anhalten in Schuhen ist momentan gar nicht so einfach. Mir ist es gleich, ob die Leute seltsam gucken, weil der eine Schuh nicht zugeht, sollen sie doch. Im Netz bin ich auf genug Menschen getroffen, die nicht wirklich etwas Besseres zu tun haben, als nach anderen zu schauen, das interessiert mich nicht. Irgendwie wächst in mir auch so eine Art Mitleid für viele Menschen, die so unglücklich, unzufrieden und zerrissen sind, so rastlos (und manchmal auch einfach so dumm).

Das Telefon klingelt, und klingelt, und klingelt. Von kurz vor 8 bis 21 Uhr rufen sie an, jeder will was anderes und jeder will es sofort. Liebe Könige Kunden, ich geh jetzt erst mal duschen. Dann bin ich auch viel kreativer. Und verehrte Leser 😉 gestern habe ich sehr viele liebe Mails von Euch bekommen, die ich auch beantworten werde, sobald ich es schaffe. Danke.

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