Krankenhauswahl (wenn man denn eine hätte)

Mir wäre es ja nie in den Sinn gekommen, mehrere Krankenhäuser abzuklappern, um eines für die Geburt auszusuchen. Kriterien festlegen (Kinderklinik nebendran, auf Risikoschwangerschaften spezialisiert), eines in der Nähe aussuchen, zwei Monate vorher hin und sich alles zeigen lassen, anmelden und dann dort gebären.

So war der Plan. Ganz normal. Ich liebe normal.

Dann stand ich am letzten Tag der 12. Woche plötzlich nachts in einem See von Blut und Gewebeklumpen und uns blieb nichts anderes übrig, als in diesem Gemetzel nachzusehen, ob das Kind darin enthalten war. In dieser furchtbaren Nacht lernte ich, dass man als Notfall in einer renommierten Klinik auflaufen kann, um frontal vor ein desinteressiertes mieses Weib zu knallen, die erst mal 10 Euro Praxisgebühr und das Ausfüllen von acht Formularen fordert, während man den Flur vollblutet – nur um dann eine Dreiviertelstunde einer fröhlich telefonierenden Ärztin vom Dienst zu lauschen, die später das Gespräch mit einem lockeren “so früh in der Schwangerschaft kann man eh nichts tun” eröffnet.

Die Woche in jener hier im Umfeld hoch angesehenen Klinik war der blanke Horror. Nicht nur wegen der wahrhaft grauenvollen alten Frauen in meinem Zimmer, den teils sehr rotzigen Nachtschwestern und dem klebrigen Dreck rund ums Bad und Bett.

Am besten gefällt mir ein Krankenhaus in Ratingen, in dem ich einige Male zwischendurch gelandet bin, nach einem Sturz oder mit unerwarteten Schmerzen, aber leider gibt es dort keine Kinderklinik und auch keine Spezialisten, das hilft uns also nichts. Vielleicht würde ich instinktiv wieder dorthin fahren, so mitten in der Nacht und in Panik … aber so lange man eine Chance auf Planung hat, möchte ich so sicher wie möglich für die Kleine planen.

Klinik 2 hatte ein versifftes Ambiente, das so dermaßen jeder Beschreibung spottet, dass ich mir diese auch spare. War auch nicht so ganz mein Stadtteil, ich trage keine Waffen. Die letzte Option Klinik 3 wies dann diesen ach so einfühlsamen Oberarzt vor und ich hatte mich bereits damit abgefunden, dann eben trotz dieses prallen Intros dort aufzulaufen.

*

Das erzählte ich nun meiner Hebamme, die ich mir ursprünglich nur für die Nachsorge gesucht hatte. Sie arbeitet außerhalb von Düsseldorf, in einer ganz anderen Stadt. In einer Klinik, die Spezialisten für Risikoschwangere und eine Kinderklinik hat – und sie findet, wir sollten dann doch einfach zu ihr kommen. Mal schauen, was mein Arzt dazu sagt, diese neue Idee gefällt mir ganz gut. So lange wir von einem geplanten Geburtstermin reden, kommt es auf 10 km mehr Fahrt nun wirklich nicht an.

Babymädchen wiederum hat strikte Anweisungen erhalten, sich nun noch mindestens so lange unauffällig zu verhalten, bis unsere frisch ernannte Beleghebamme aus dem Urlaub zurück ist. Das sollte der Nachwuchs besser sowieso, wir haben unsere Baustelle leider erschöpfungsbedingt nicht im Griff und daher immer noch kein zweites Zimmer. Das ist noch nicht Dramapotenzial genug, ich habe ein Medikament erst vor wenigen Tagen und nach neuen Erkenntnissen folgend dem Gespräch mit dem Chefarzt der Horrorwarnungen abgesetzt und das Zeugs muss mindestens x Tage aus dem Körper sein vor irgendwelchen Eingriffen.

Lauter gute Gründe für Fräulein H., nun noch eine gute Weile die Füße stillzuhalten. Gerne zwischen meinen schmerzenden Rippen.

9 Kommentare Krankenhauswahl (wenn man denn eine hätte)

  1. Avatar Christa 23.09.2007 um 21:46 Uhr

    Ach, diesen Wunsch nach Normalität, den kann ich dir sehr gut nachempfinden.

    Ich wollte nach den ganzen Untersuchungsmarathons nur noch Normalität haben. Nette Schwestern, vertrauenswürdige Hebammen, fähige Ärzte, wo die Technik vorhanden ist, aber nicht im Vordergrund steht.

  2. Avatar syberia 24.09.2007 um 02:10 Uhr

    Entsetzen und Fassungslosigkeit über die Zustände in diesen Krankenhäusern. Ich hoffe sehr, dass es in der von der Hebamme empfohlenen Klinik anders zugeht. Meine Güte.

  3. Avatar melody 24.09.2007 um 02:17 Uhr

    Christa: Genau.

    Syberia: Nur die großen Kliniken waren so. Die Massenabfertigungshäuser. Das wesentlich kleinere Krankenhaus in Ratingen war super, auch als Notfall, auch am Sonntag, auch mitten in der Nacht - man war SOFORT im Kreißsaal, ohne Verzögerung bei Arzt und Hebamme.

  4. Avatar Petra 24.09.2007 um 10:01 Uhr

    Der Vorschlag deiner Hebamme ist super! Ich habe alle 4 Kinder mit “meiner” Hebamme entbunden, incl. Vor- und Nachsorge. Ich musste mir keine Gedanken über Schichtwechsel machen, und ich kannte sie vorher und vertraute ihr. Ich drücke ganz fest die Daumen, dass Babymädchen noch eine ganze Weile in deinem Wartezimmer bleibt 😊

  5. Avatar Lillian 24.09.2007 um 11:33 Uhr

    Ich weiß nicht, ich bin langsam am verzweifeln mit den Krankenhäusern (ich glaube im Vergleich D-Österreich geben die sich nix). Status heute bin ich versucht, mir eine teure Zusatzversicherung zuzulegen, nur damit der Standard ein bißchen höher wird. Ich habe einfach keine Lust, mich in dermaßen versifften Umgebungen operieren zu lassen.

    Alles Gute dir. Ich finde, der Vorschlag deiner Hebamme klingt gut.

  6. Avatar creezy 24.09.2007 um 13:12 Uhr

    Ha! Fräulein H.! Langsam outet sich die Maus. 😉 Ich wette, Ihr legt eine sehr normale Geburt hin, pünktlich zum Termin und seid schneller wieder zu Hause und im neuen Baby-Chaos, als Ihr Euch das jetzt vorstellen könnt. Fräulein H. macht das schon.

  7. Avatar tanja 24.09.2007 um 21:12 Uhr

    Uiuiui, das klingt ja alles gar nicht gut mit den Kliniken.

    Obwohl Ratingen wirklich flott ist, habe ich in letzter Zeit nur Schlechtes gehört. So zum Beispiel die Sache mit den Herztönen, die plötzlich weg waren, man die Frau (Mutter aus dem PEKiP) direkt in den OP schob und auf dem Weg dorthin stellte die Hebamme fest, dass nur das CTG-Band verrutscht war. Kaiserschnitt gab es dann trotzdem gegen den Wunsch der Mutter. Das Kind wäre in Gefahr, obwohl die Hebamme nonstop erklärte, dass die Herztöne gut und stabil wären. Nein, jetzt wäre der OP-Saal klar, jetzt ginge es dort weiter. Basta.

    Oder die Geburt auf dem Flur (Bekannte von mir), mehr oder weniger ohne Hebamme, da ja immer nur eine im Dienst ist, aber fünf Frauen gleichzeitig entbinden wollten und kein Kreißsaal mehr frei war.

    Das Duisburger Bethesda soll ganz nett sein, aber die haben leider auch keine Kinderklinik dabei.

    Wir waren in Kaiserswerth - ich hab mir den Luxus eines Zwei-Bett-Zimmers extra bezahlt, im Kreißsaal bei Hannah Glück gehabt, dass meine Vor- und Nachsorge Hebamme im Dienst und bei der Geburt dabei war, bei Lena wegen der Einleitung halt viel Hin und Her, aber fähige Hebammen und Ärzte.

    In der besonderen Situation, ein Kind zu bekommen, sollte man sich auf jeden Fall wohlfühlen mit der Klinik und vor allem der Hebamme vor Ort. Eine Beleghebamme ist somit auf jeden Fall die richtige Wahl.

    Krankenhaus ist halt Krankenhaus, da muss man schnell wieder raus, sonst wird man krank! 😉

    Und Fräulein H. (soso!?) wird Euch bestimmt den Gefallen tun und sich spontan auf den Weg machen, schließlich lief doch bis jetzt auch alles bilderbuchmäßig! *daumendrück*

  8. Avatar Marion 27.09.2007 um 15:39 Uhr

    Diese Geschichte damals auf dem Flur ist ja grauenhaft. Es ist doch immer wieder nicht zu fassen, wie unsensibel Menschen sein können :-( Und wie zielsicher man, wenn man entgegen sonstiger Gewohnheiten mal wirklich Panik hat und starr vor Schreck ist, genau an ebensolche Exemplare gerät.

    Was machen die eigentlich alle in solchen Berufen?

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