Reality Check again

In der Post eine Traueranzeige. Der Mann ist am 1.4. gestorben. Heute ist der 3.4. und die Beerdigung ist morgen. Atemberaubender ‘Zeitplan’, irgendwie lässt mich das leicht verstört hier sitzen.

Bei mir muss man sich später nicht so beeilen, möchte ich mal anmerken.

9 Kommentare Reality Check again

  1. Avatar creezy 03.04.2007 um 14:05 Uhr

    Nein, im Grunde ist so ein Tempo hinsichtlich einer Beerdigung völlig normal. Erst einmal gibt es Religionen aber auch ganz logische Gründe, die eine sehr schnelle Beerdigung vorschreiben. Bei den Juden soll das z.B. innerhalb von drei Tagen passieren, soweit ich weiß. Das liegt zum einen daran, dass ursprünglich in Israel verstorben in einem Land mit recht warmen Klima gestorben wird, dort der Leichnam aber nichts in einer Kühlhalle zu suchen hat, denn er wird die ganze Zeit bis zu seinem Begräbnis bewacht und betreut von Freunden und Verwandten. Nur kann man heutzutage auch nicht mehr verlangen, dass die Menschen tagelang ihrer Arbeit fernbleiben.

    In Südfrankreich ähnlich: Traditionell wird dort auch heute noch in den Dörfer zu Hause gestorben, der Leichnam aufgebahrt, damit am nächsten Tag auch die Nachbarn und Freunde am offenen Sarg (wobei der Leichnam eher noch in seinem Bett liegt) Abschied nehmen können, dann wird umgebettet und alle begleiten gemeinsam den Leichnam zum Friedhof. Da liegen oft keine 36 Stunden dazwischen. Das ginge auch nicht anders im Hochsommer in diesen Ländern. Das machen die dort aber auch bei Feuerbegräbnissen. Der Vater meines Exfreundes wurde nach seinem Tod relativ schnell abgeholt und am nächsten Tag bekam die Familie bereits die Urne zurück.

    Und auch hier, wenn Du Dich mal durch die ganzen Bestattungsrichtlinien der Bundesländer liest, sofern ein Leichnam erdbestattet werden soll und es keinerlei gerichtsmedizinische Probleme gibt, sind die Vorschriften, maximal 36 Stunden Aufbewahrung und die Erdbestattung innerhalb von sieben Tagen zu vollführen.

  2. Avatar Ute 03.04.2007 um 15:05 Uhr

    Könnte das mit den Osterfeiertagen zu tun haben? Bei meiner Mutter damals (1982) ging es übrigens auch recht schnell. Sie starb am 27. April und wurde am 30. beerdigt. Das ergab sich einfach so. Durch das Beerdigungsunternehmen, den Zeitplan des Pfarrers etc. Außerdem hätte eine längere Aufbahrung keinen Sinn gehabt. Sie sah durch die lange Krankheit so ausgemergelt aus, daß mein Vater die Öffnung des Sarges zum Abschiednehmen unterbunden hat.

  3. Avatar samulli 03.04.2007 um 17:57 Uhr

    Na ja, üblich mag es ja sein, aber wenn einen die Nachricht vom Tod eines Freundes oder whatever eben erst erreicht und am nächsten Tag schon die Beerdigung ist, kann einem das schonmal ein bischen überstürzt vorkommen.

    Es hat ja auch ein bischen was von “schnell verbuddeln und vergessen” an sich…

  4. Avatar Hans-Georg 03.04.2007 um 19:27 Uhr

    In Grosstädten dauert es schon mal länger, bevor die Trauerfeier stattfinden kann. Es muss ja ein Termin frei sein.

    In diesem Fall denke ich, dass die Angehörigen den Verstorbenen noch gern vor Ostern einkuhlen wollen.

  5. Avatar Beate 03.04.2007 um 20:25 Uhr

    Ich kenne es auch nur so, dass zwischen Sterbetag und Beerdigung nur ein paar Tage vergehen. Meine Oma ist am 8. verstorben und die Beerdigung war am 12. - das aber auch nur, weil der 11. ein Sonntag ist und da keine Trauerfeiern sind (Sonntags wird getauft, Wochentags beerdigt).

    Bei einer Freundin waren es sogar nur knapp 2 Tage, weils ansonsten über die Weihnachtsfeiertage gegangen wäre. Beerdigung am 24.12. war reichlich grausam.

  6. Avatar creezy 05.04.2007 um 14:01 Uhr

    @Samulli

    Verstehe ich nicht. Wieso soll jemand vergessen sein, wenn er beerdigt wurde? Demnach sind Menschen länger unvergessen, je länger sie im Kühlhaus aufbewahrt werden?

    In Berlin war es früher einfach so, bei z.B. Feuerbestattungen, dass zwischen dem Tod und der Einäscherung locker sechs Wochen lagen, was ich als Hinterbliebene sehr unangenehm empfand, denn ich wollte meine Oma nicht sechs Wochen im Gefrierfach wissen. Und dann noch mal zwei Wochen bis zur Beerdigung. Das lag nicht an Beerdigungskultur sondern war ein Diktat der überlasteten Krematorien. Wo liegt da der Sinn im Sinne von verbuddelt und vergessen?

    Als meine Mum letztes Jahr von der Gerichtsmedizin nach 14 Tagen freigegeben wurde, konnte sie direkt am nächsten Tag eingeäschert werden und ich hätte sie theoretisch am nächsten Tag abholen können beim Bestatter. Mir waren die 14 Tage für sei in so einer Kühlhalle viel zu lang – wohlbemerkt: für sie.

  7. Avatar melody 05.04.2007 um 22:26 Uhr

    Er war schon sehr lange krank und die Familie bestens vorbereitet. Hörte ich jetzt. Man hat alle Kinder aller Nachbarn angeschrieben, so kam ich zu dieser Todesanzeige.

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