Temporarily (insane)

Mit Vorsätzen hab ich’s nicht so. Eher mit Vorhaben. Zum Dezemberende hin schleichen sie zwischen den Jahren herum und dann schaue ich mir an, was alles besser organisiert werden müsste. Besser organisiert: Zeit sparend, Nerven schonend. Beispielsweise werde ich garantiert auf keine einzige Frage mehr antworten, die scheinbar darauf ausgerichtet ist, Frauen besser zu verstehen. Frauen kann man als Mann nicht verstehen, aus. Das sollte auch kein Mann ernsthaft versuchen. Wenn sie es tun, hat das immer einen Haken.

Ich zum Beispiel kann über dieses schöne Blog-Design hysterisch kichern und das auch begründen. Aber ich sollte das nicht. Begründen. Kichern kann ich ja hoffentlich auch in meinem hohen Alter immer noch, so viel ich will. Wenn ich aber erläutere, warum dieses knautschigrote zielgruppenperfekte (!) Design einer Liebesromanautorin mich lachen macht, muss ich damit anfangen zu erklären, was ein »Nackenbeißer« ist und wo der rein sexuelle Reiz dieser hirnlosen Alphamännchen eventuell, theoretisch, manchmal bei vermutlich nur wenigen Frauen zwischen hier und Rosamundepilcherland liegt. (Wo ist eigentlich Arpad der Zigeunerprinz, und warum wird alles immer wiederholt, nur der nicht??)

Jedenfalls habe ich mich leider aufrichtig bemüht, dem Mann im Haus die Faszination oder Nichtfaszination dieser Nackenbeisser-Sache zu erklären. Zur Belohnung lehnt jetzt ständig so ein großer Kerl lässig in meiner unmittelbaren Gegend herum, der Sätze sagt wie »Kleines, ich kann dir das erklären« oder »Lass mich das doch machen, bevor du dir die Fingerchen brichst« und der mich ganz sicher auch nachlässig unterm Kinn tätscheln würde, wenn er seine Fingerkuppen nicht behalten wollen würde. Beim ersten Mal hab ich noch zurückgezischelt, ob ich ihm vielleicht auch mal was erklären sollte??!! Daraufhin sagte er mit zärtlichem Kuss auf die Stirn: »Das ist dann zwar redundant, aber Kleines, wenn dir viel dran liegt, kannst du das gerne auch.«

Seit Scarlett o’Hara wissen wir Damen hoffentlich alle, dass die blanke rote Wut völlig witzlos ist, wenn man auf so einen trifft. Ganz im Gegenteil muss man dafür sorgen, dass er kocht und nicht man selbst, das macht ihn auch viel haltbarer. Wissen tue ich das alles. Ich habe nur nicht in meinem eigenen Wohnzimmer mit einer waschechten Macho-Prinzenrolle gerechnet und bin deswegen schlechter vorbereitet als in freier Wildbahn und schon vor Verblüffung nah daran, mich in eine Damsel in Distress zu verwandeln, die auf einen starken männlichen Arm angewiesen ist, um ihren Alltag zu überstehen. Jetzt zum Beispiel fehlt mir ein Abschluss für diesen Eintrag. Also werde ich rüber gehen und zu ihm sagen: »Mach doch mal eben was spontan Nackenbeißerisches.« Das schreibe ich dann auf.

Edit: Nein, das schreibe ich besser nicht auf.

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