Update »Wünsch dir was«

Mehrere Gespräche und ÄrtzInnen später und nach deren Telefonaten mit- und untereinander weiß ich nun, dass der erfahrene Chefarzt aus dem vorherigen Eintrag so strikt für einen Terminkaiserschnitt ist, weil er vor ein paar Wochen einen Notfall hatte bei einer Patientin, die ähnliche Risikofaktoren aufwies wie ich. Es wäre wohl fast schief gegangen sowohl für Mutter als auch für Kind, dort kam noch eine Gerinnungsstörung mit dazu.

Meine Güte. Der arme, arme Mann. Es muss übel schlimm sein, als leitender Arzt in einer Klinik für RISIKOschwangerschaften und –geburten beschäftigt zu sein und dann tatsächlich mal eine zu erleben, die sehr riskant verläuft.

Gespräche wie das mit uns geführte sind trotzdem nicht das, was ich darunter verstehe, wenn jemand seine Berufserfahrung einbringen möchte, das Trauma soll er bitte woanders verarbeiten, für mich tun’ s auch normale Erläuterungen zu den möglichen Faktoren. Er gibt selbst zu, dass das Vorbereitungsgespräch nicht gut gelaufen ist. Inwiefern, kann ich ihm gerne auch noch mal persönlich erklären, wenn nötig. Wäre doch schade, wenn manche Zwischenfälle nur für einen der Beteiligten unvergesslich sind.

Eins wird mir allerdings immer klarer: Wenn ich mit meiner Kranken- und Vorgeschichte inklusive Risikofaktoren irgendwo unerwartet und als akuter Notfall auflaufe, ist die Wahrscheinlichkeit eher groß, dass ich trotz Wehen und vermutlich auftretender Geburtspanik der souveränste Mensch weit und breit bin - vor allem aber nachts im Kreißsaal und wenn irgendein bräsiger Junior Dienst hat.

Das war jetzt leider nur ein halber Scherz.

14 Kommentare Update »Wünsch dir was«

  1. Avatar melody 19.09.2007 um 12:39 Uhr

    Der Kaiserschnitt ist in erster Linie für mich gefährlich, für das Kind wäre er vermutlich die sicherste Lösung, auch wenn niemand für irgendwas garantieren kann. So viel habe ich herausextrahieren können aus den ganzen unterschiedlichen Ansagen.

    Es ist sonnenklar, dass Babymädchen Vorrang hat, ohne Wenn und Aber.

    Wenn sie jedoch auch nur ein bisschen nach ihrer Mutter kommt, wird sie allerdings Wert darauf legen, angemessen früh vor jedem offiziellen oder privaten Termin zu erscheinen - und das ist ein Faktor, den auch Chefärzte nicht für sich und andere festlegen können.

    Wahrscheinlich heißt es deswegen Wunschkaiserschnitt und nicht Plankaiserschnitt. Ich weiß immer noch nicht, welche Entscheidung richtig wäre, oder ob ich die Gelegenheit haben werde, eine zu treffen.

  2. Avatar Silke 19.09.2007 um 12:40 Uhr

    Also der hat eindeutig den falschen Beruf, wenn er nicht mal in der Lage ist, mit seinen Patientinnen entsprechend umzugehen!

    Liebe Carola, ich wünsche Dir, dass Du zum Zeitpunkt der Geburt an das Fachpersonal gerätst, das Dir genau so helfen wird, wie es für Dich angebracht ist. Und zwar nicht nur fachlich sondern auch menschlich gesehen!

  3. Avatar Beate 19.09.2007 um 12:49 Uhr

    Bei mir ist es ja nun schon 4 Jahre her, aber damals gabs einen Unterschied zwischen WunschKS und geplantem KS. Letzterer hatte eine eindeutige medizinische Indikation, zB Beckenendlage bei großem Kind (okay, darüber kann man streiten), Plazenta vor dem Muttermund, bestimmte Vorerkrankungen. Bei ersterem gibt es keine solchen Gründe.

    Vielleicht heisst aber mittlerweile alles Wunsch?

  4. Avatar Christa 19.09.2007 um 14:45 Uhr

    Hallo,

    Ärzte lernen idR alles mögliche während ihrer gesamten Laufbahn, in den seltensten Fällen jedoch so sinnvolle Dinge, wie

    “Wie sag ich einem Patienten etwas wichtiges, ohne dabei Panik, Ohnmachtsängste und sonstiges Unbill zu verbreiten?”

    Und je höher die in der Hierarchie sind, desto weniger denken sie daran, das das Gegenüber so etwas obskures wie ein Mensch sein könnte.

    Unabhängig davon…

    Ich kann mir recht gut vorstellen, das Du Dir ggf. in den vergangenen n Monaten Gedanken darüber gemacht hast, wie das mit der Geburt ggf. ablaufen könnte.

    Für mich gehörte das Thema Kaiserschnitt damals in die Kategorie “NEVER ever”.

    Schon weil ich mir illustiert vorstellen konnte, das eine Narbe in einer Hautfalte nicht unbedingt das ist, was man wirklich haben will.

  5. Avatar Ute 20.09.2007 um 22:13 Uhr

    @Christa: Deine Erfahrungen mit Ärzten in allen Ehren, aber ich kann Dir alleine auf dem Gebiet der Gynäkologie mindestens drei Gegenbeispiele nennen. Ich will Dir gerne zustimmen, daß dieser spezielle Arzt, mit dem Carola zu tun hatte, wohl noch nicht viel von “Bedside Manners” gehört hat. Aber in der Verallgemeinerung finde ich das so nicht ganz fair. Zudem ist einer meiner Cousins Oberarzt in der Herzchirurgie eines süddeutschen Krankenhauses und übernimmt demnächst sogar die Leitung der Thoraxchirurgie an einer ostdeutschen Uniklinik. Ich kann Dir aber versichern, daß er - trotz seiner Hierarchiestufe - keineswegs so mit seinen Patienten umspringt.

  6. Avatar Oliver 21.09.2007 um 00:10 Uhr

    a) KInd 1 wäre nach unkomplizierter schwagerschaft beinahe ‘geholt’ worden, glaub mir, in dem Moment ist dir so ziemlich alles egal, ausser dass du mit 2 lebenden leuten wieder heim gehst

    b) bei KInd 1 sagte uns absurderweise etwa nachts kurz vor 12 ein vollbehämmerter Feinultraschalldiagnostiker, dass einen 0,irgendwas Chance auf Trisomie 21 besteht und dass Ehen an solchen Kidndrn scheitern. Die Chence einer Fehlgeburt wegen Fruchtwasseruntersuchung ist dabei höher als die Chance, dass eine Trisomie vorliegt…

    Wir waren jedenfalls am ende, ahen am nächsten Morgen nen termin ber ider Frauenärztin gemacht und sind dadurch etwas runtergekommen.

    In der Klinik waren grade die Chef- und Oberärtze immer SUPER.

    c) Die Kusine meiner Frau hat 3 Kids, alle Kaiserschnitte (ob geplant oder anders, weiß ich nicht, ich glaube: geplant zumindest ab Kid 2.)

    d) Es ist IMMER anders als man denkt und plant 😉 Mit Kindern erst recht.

  7. Avatar melody 21.09.2007 um 11:19 Uhr

    Der Feinultraschaller war bestimmt ein Blutsverwandter von unserem einfühlsamen Chefarzt.

    Mir hat auch nicht der Gedanke an einen Kaiserschnitt Angst gemacht, sondern die Art und Weise, wie er von den Risiken sprach und es so klingen ließ, als hätte ich kaum eine Möglichkeit und alles sei furchtbar riskant und schon daher sei es meine Pflicht, blabla.

    Narben sind mir egal, ich will das Beste für das Baby.

  8. Avatar Oliver 21.09.2007 um 11:42 Uhr

    Yep.

    Der Feinultraschaller war eher der Stiefzwilling von Hannibal Lecter.

    Wir hatten einen Termin um 18:00.

    Es hieß schon, man solle vorher anrufen.

    wir waren also in der Kreisstadt und riefen an.

    “Kommen sie in 2 Stunden” hieß es.

    Supi schon mal.

    wir kanem also um 20:00 zum arzt.

    Wir warteten bis ca 23:00 oder 23:30. No joke. wir waren dei letzen.

    Kurz nach Mitternacht sind wir da dann raus. Sozusagen mit dem Rat. “Also sie machen jetzt entweder eine riskante Fruchtwasseruntersuchung und treiben das Kind ab wenn es behindert ist oder Sie können sich auch gleich scheiden lassen.”

    So etwa. Sinngemäß.

    Und wurde dann eins klar:

    a) Wollten wir das Kind auch durch die Fruchtwasseruntersuchung nicht einem HÖHEREN Risik o aussetzen als für die “Fehlbildung” bestand.

    b)  wollten wir das Kind EGAL ob es gesund war oder nicht.

    So sind wir dann auch beim 2. Kid in den Feinultraschall 8anderswo) gegangen: wir wollen Risikofaktoren für die Geburt abklären (als ob man eben in eine Klimnik geht, dei auch ne Kinderklinik hat) aber NICHT klären, ob wir ne Fruchtwasseruntersuchung machen, bei der wir dann ohnehin nicht abbrechen würden, selbst wenn sie problematisch ausfällt.

    GANZ anders sieht das aus, wenn die Risiken bei Kind und Mutter anders verteilt sind als das in unserem Fall vorlag.

    Aber auch dann muss man etwas einfühlsam mit Schwangeren bzw. Eltern umgehen. So der so.

    Man KANN dann auch jemand anders bitten, das mit dem Patiemten zu besprechen. (Der hätte bei uns einfach sagen können: ich schicke das ihrer Arztin, die bespricht das mit Ihnen.)

  9. Avatar melody 21.09.2007 um 11:58 Uhr

    Was für ein feister Volldepp.

    Wir haben von vornherein alle diese Untersuchungen abgelehnt, die auf eine derartige “Entscheidung” hätten hinauslaufen können, denn ein Abbruch wäre nie in Frage gekommen, sie gehörte von der ersten Sekunde an zu uns. Das hat die eine Ärztin auch etwas nervös gemacht, aber akzeptiert haben es am Ende alle. So muss das auch sein.

    Und wessen Ehe was verkraftet, das geht so einen Typen schon mal rein gar nichts an.

  10. Avatar Oliver 21.09.2007 um 12:18 Uhr

    Das auch. Zumindest nahe an Mitternacht geht es ihn wenig an.

    Das problm ist ja die Kette:

    Feinultraschall macht ja z.B. auch Sinn wg. Herzfehler der offener Wirbelsäule.

    DANN kommen dei und sagen: Risikofaktor, Abklären, Bla.

    Ich denk da wäre wichtg, dass man sich vorher ne Meinung bildet (was wir erst während und danach taten).

    Da wäre mehr gefragt wenn man schon helfen will, als ‘Hechelkurse’ (bei denen übrigens hier aufm ‘Land’ dei Papas max. an einem Abend zu Besuch sein dürfen 😉

    In den üblichen ‘Handbüchern’ fand man zu sowas auch wenig…

    Ich hab exakt EIn wirklich gutes umfassndes Buch über “Kinderkriegen und haben” gefunden, wenns interssiert such ich es mal raus 😉 Danach kann man sich 90% des anderen Krams sparen 😉

  11. Avatar melody 21.09.2007 um 12:30 Uhr

    Stimmt, darüber müsste man sich normalerweise in aller Ruhe im Vorfeld unterhalten. Aber wer möchte schon darüber nachdenken, kein “Hauptsache gesund”-Baby zu bekommen? Dafür macht man ja die Untersuchungen - und erst wenn es dann knallt,  wird es schwierig.

    Bei uns war es ganz klar, wir kannten unsere Position. Das lag aber zB auch daran, dass ich schon ehrenamtlich für und mit geistig behinderten Kinder und Jugendlichen gearbeitet habe und ich ein Kind mit Down Syndrom nicht so bedrohlich finde wie jemand, der vielleicht nur aus der Entfernung welche gesehen hat.

    Wir haben also ganz klar und eindeutig gesagt, dass wir es nicht wissen wollen, wenn sie Anzeichen dafür aufweist, sondern nur das normale Organ-Screening machen lassen. Man hat uns dann trotzdem gesagt, dass alles OK zu sein scheint ... aber wir sind ja nicht blöd und wissen, dass man nichts garantieren kann.

    Außer, dass wir sie lieben.

  12. Avatar Viola 23.09.2007 um 09:54 Uhr

    Hallo Carola,

    hier mag ich mich mal einklinken. Habe Ende August einige Seiten des ehemaligen Webrings über Ilons HP wieder entdeckt. Lese voller Freude über dein Babymädchen und dich. Mir tut es richtig gut. Und ich denke immer, ja - dass erinnert mich verdammt an mein eigenes Denken und Umgehen mit meiner Ex-Untermieterin.

    Über die ganzen Feedbacks wegen Kaiserschnitt und Pränataldiagnostik, da geht es doch nicht um

    1.) gesundes Kind

    2.) wenn nicht dann med. Indikation

    3.) Sicherheit, Garantien und so weiter

    Meiner Meinung darum, dass die Untermieter die besten Chancen bekommen und haben.

    Letztes Jahr Anfang November bin mit dem Vorsatz “nur das Beste für die Untermieterin” zum Erstsemesterscreening gegangen. Ich habe dann auch am 05.12. die “riskante” Fruchtwasserpunktion machen lassen.

    Seit der Obduktion weiß ich, das Lea gestorben wäre auf Grund der Schwere ihres Herzfehlers Begleiterscheinung einer Trisomie 18 - Edwardsyndrom. Vorprogrammiert durch eine Laune der Natur. Und die Garantie, die sie hatte und hat - genau wir ihre Brüder - Ich werde sie immer lieben.

    Und egal warum, wieso, wo und wann man Ärzten begegnet, ihnen fehlt sehr oft in ihrem Praktizieren der zweite Aspekt ihres Berufes: Tod, Sterben, in Würde Abschied zu lassen können, zu begleiten…

  13. Avatar melody 23.09.2007 um 11:52 Uhr

    Viola, es tut mir so leid.

    Das muss entsetzlich sein - es tut mir unendlich leid, dass ihr das durchmachen müsst.

    Hoffentlich ersparen die lieben Mitmenschen dir wohlmeinend-hohle Kommentare und ‘Ratschläge’.

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