Wann man Vertrauen hat und ob das überhaupt virtuell entstehen kann, fragte gerade jemand und ich möchte hier antworten. Aus Mangel an Vertrauen 😉 Nein ernsthaft, ich will es hier aufschreiben und ganz bewusst keine Mails zwischen uns hin und her entwickeln. Also:
Wie jemand mit Konflikten umgeht und auf Missverständnisse und Meinungsverschiedenheit reagiert, das macht für mich sehr viel aus. Dabei brauche ich kein fassadenpolierendes Schöngetue und nicht diese Schicht wohlmeinender Sülze mit Aussenwirkung, die sich so prima unter dem Titel zwischenmenschliche Toleranz verkauft. So was baut nämlich auf der grundlegenden Annahme auf, dass Konflikte erst mal sowieso schon vermieden werden müssen, weil böse. Was Quark ist, so funktionieren Menschen nicht.
Es gibt Missverständnisse, aber es muss nicht immer belastend und anstrengend sein, jeden noch so kleinen Furz zu klären - ausser man besteht drauf. Vertrauen schafft aber eher die Gewissheit, dass jemand ruhig auch toben kann - aber gewisse Grenzen nicht überschreitet. Dass man nicht als Mülleimer für jahrzehntealte Komplexe herhalten muss, sondern dass ein Konflikt echt ist, sich also wirklich auf eine Situation oder ein Missverständnis bezieht (oder wenn nicht und alte Verletzungen spielen mit, dass diese dann nicht als Ausrede genommen werden). Dass ich auch mitten im Zoff den Telefonhörer nehmen und anrufen kann und dann auch mit dem Menschen spreche und nicht mit seinem Frust. Dass man selbst oder der andere, die andere auch mal grantelig sein darf und Ecken und Kanten haben kann, ohne nach einem Maunzer fünf Tage lang Friede-Freude-Eierkuchen hin und her schieben zu müssen, damit es auch bloss wieder angemessen harmonisch ist.
Bissecht halt. Al dente. Und bloss kein beleidigtes Geschmolle, sondern normaler Umgang damit, dass andere Menschen andere Meinungen haben. Dann kann man auch vertrauen. Klar, es gehört noch mehr dazu. Aber das hier auch. Das auf alle Fälle auch.
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