Vollmondige Fiebernächte oder umgekehrt

Immer wieder stelle ich fest, dass es sich wesentlich besser anfühlt, glasklar auszusprechen, was man als belastend und unangenehm oder ungerecht empfindet, als es wegzuschweigen und aus dem Weg zu gehen. Auch nach längerer Zeit: Das Gefühl der Erleichterung ist ungefähr so schön, als ob einer dieser hartnäckigen Tiefenpickel endlich aufhört, täglich neue dunkelrote Krater zu entwerfen und abheilt, um nur noch für ein paar Tage eine zart rosige Stelle zu hinterlassen mit einem Hautschüppchen, das sich dann einfach auflöst.

Warum tut man es dann trotzdem so selten?

Weil es anstrengend und wahrscheinlich nervtötend ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Gegenüber anfängt zu erklären, warum die eigene Wahrnehmung eh eine falsche ist, beträgt über 90% und da es unschön ist, erklärt zu bekommen, warum man nicht empfindet, was man nun mal empfindet, sind Eskalationen vorprogrammiert.

Timing und Ziel müssen stimmen, wenn man sich auseinandersetzt, damit es was bringt. Und das ist nun mal beides nicht immer der Fall.

2 Kommentare Vollmondige Fiebernächte oder umgekehrt

  1. Avatar Kirsten 02.06.2007 um 12:47 Uhr

    Mir fällt es immer extrem schwer, mich zwischen Mund aufmachen und Mund halten zu entscheiden. Entweder ich kriege Magenschmerzen, weil ich alles in mich hineinfresse oder ich kriege Magenschmerzen von der folgenden Auseinandersetzung, von der ich im Allgemeinen aber schon vorher weiß, welche Worte da fallen werden.

    Gibt es Untersuchungen oder auch nur nicht repräsentative Erfahrungsberichte dazu, welche Verhaltensweise das kleinere Magengeschwür verursacht? 😉

  2. Avatar melody 02.06.2007 um 21:40 Uhr

    Kommt darauf an, gegen wen man “antritt”?

    Innerhalb der Verwandtschaft lohnt es sich wirklich bzw. bewährt sich langfristig, wenn man sich auch mal durchsetzt, statt tiefenbohrende Macken anderer immer auszutragen.

    Aber nach jeder einzelnen Konfrontation hat man auch erst mal mindestens 5 Minuten das Gefühl, gar kein liebes nettes kleines Mädchen zu sein, das Zuneigung und Schutz verdient oder so *g*

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