Das sagte eine ehemalige Nachbarin und danach noch eine Zeitlang Briefbekannte immer, wenn ihr cholerischer 8jähriger mal wieder davor bewahrt werden musste, mit puterroter Birne Hamster zu rösten oder seine kleine Schwester aus dem Fenster zu werfen. Die ganze Familie gelassene, freundliche und entspannte Kaltblüter - zwischendrin der kleine Kotz- und Wutknubbel mit seinen spontanen Aussetzern: Ein schauriges Kind.
Was für ein Katzenkind man kriegt, weiß man auch nicht. Kenzo ist drollig, wunderschön und überhaupt nicht schaurig. Doch fordernd und anstrengend ist er sicherlich. Nicht nur, weil man ihn rund um die Uhr aus irgendwelchen Winkeln, Plastiktüten und Computerkabeln ausbauen muss, von Kartons, Klebestreifen und Kühlschränken gar nicht erst zu reden.
Sondern auch,
weil er einen sehr starken kleinen Charakter hat, und das ist schön, aber auch verblüffend. Man kann zwar hingehen und sich mit viel Sorgfalt einen strammen kleinen Kerl aussuchen, der vorher mit 4 Geschwistern und einem halben Dutzend älterer Verwandter klarkommen musste und trotz dieser Herdenknubbelaufzucht kann es geschehen, dass der Juniorkater sein Faible dafür entdeckt, im absoluten Mittelpunkt zu stehen, wenn die Konkurrenz so übersichtlich ist.
Genauer gesagt, aus einer einzigen sehr lieben dicken kleinen Katzenpüff besteht, die daran gewöhnt ist, das einzige Tier im Haus zu sein, das richtig gerne schmust.
Im Mittelpunkt stehen ist ganz toll, wenn man klein ist und sonst nicht so richtig viel zu tun und bieten hat. Er schreit folgerichtig auch aus nichtigen Anlässen vor Frustration und Wut, wenn er nicht beachtet wird und hopst vor allem drängelnd dazwischen, wenn wir Miss Peppermint knuffeln. Das sieht zwar niedlich aus bei einem so kleinen Tier, aber ich will doch schwer hoffen, dass er sich dieses Benehmen wieder abgewöhnt, bevor er ein ausgewachsenes Mähnentier wird. Er quäkt auch fordernd und möchte im Mittelpunkt stehen, wenn Oliver und ich uns küssen. Also oft. Der Kuschelneid geht so weit, dass ich nur nach Miss Peppermint rufen muss, damit Kenzo eilig angaloppiert kommt.
Andererseits kommt die Miss damit offensichtlich ganz gut klar.
Wenn sie mal zufällig aus einem Napf fressen oder nebeneinander liegen, ist das auch OK – wenn er richtig rumnervt, verhaut sie ihn. Was ihn nicht die Bohne interessiert, aber das war ja eh klar. Sie sieht, abgesehen von der Nerverei durch den Kleinen, ziemlich gut durchblutet und sehr wach aus: Der Teenager im Haus bekommt ihr nicht schlecht.
Er schreit auch jetzt vor mir herum, weil er gerne spielen möchte und angelt mit spitzen Krallen nach meinen Füßen. Nandi war nicht so, denke ich. Meine Nachbarin spricht es aus: Nandi war ganz anders. Dann spielt sie wieder mit Kenzo, denn er ist so niedlich und wächst schnell an Herzen an. Auch an meins, die Nervensäge ist reizend.
Es fühlt sich trotzdem manchmal so an, als wäre man im Bett mit jemandem, obwohl die Liebe davor noch das Herz ausfüllt. Man macht alles richtig, der Platz war frei und das Ergebnis stimmt, und doch.
Und doch.
»Im Mittelpunkt stehen ist ganz toll, wenn man klein ist und sonst nicht so richtig viel zu tun und bieten hat. Er schreit folgerichtig auch aus nichtigen Anlässen vor Frustration und Wut, wenn er nicht beachtet wird und hopst vor allem drängelnd dazwischen«
hahaha 😊
Hey, das wärst ja wohl auch nicht Du, wenn Du nach Nandi so schnell wieder “frei” wärst. *knuffel*
vermutlich ists mit kleinen katzen und nervenden kindern ähnlich wie mit (selbstverständlich gaaaanz selten nur) nervenden hunden: ignorieren hilft. spricht die blinde von der farbe *g*
(p.s.: beim hund funktionierts jedenfalls. man muss nur minutenlanges gefiepe aushalten können)
Also, ich lese sie sehr gerne, die Geschichten vom Terrorkatzenkind. 😊)))