Marion schrieb weiter unten in den Comments zum Geburtsvorbereitungskurs: »Ich persönlich stelle mir unheimlich anstrengend vor, wenn man neben den Wehen noch mit einem übermotivierten Gatten zu kämpfen hat. Oder wie der Mann einer Bekannten, als sie vor Schmerzen kaum noch geradeaus schauen konnte? Blickt auf den Wehenschreiber und sagt: Ach komm, DAS war doch nur eine Spaßwehe!«
Anstrengend, allerdings. Mein Eindruck war, dass man krampfhaft nach Beschäftigungsmöglichkeiten für die Partner suchte, damit diese sich nützlich fühlten. Anders kann ich mir die ganzen nervtötenden Instruktionen, wie man zum prima Wehen-Coach wird, nämlich nicht erklären.
Aber die anwesenden Herren sprangen darauf teilweise sehr begeistert an und ich wurde mit jeder solchen Übung immer noch dankbarer dafür, dass ich nicht so einen erwischt habe. Ich hatte es noch nie so mit den Pausenclowns, Vorturnern und Situationsmoderatoren und finde den Kreißsaal auch einen denkbar schlechten Ort, um sich darauf einstellen zu müssen. Nicht mal, wenn der Pausenclown es total lieb meinen würde.
Eine Schwangerschaft ist nicht einfach und oft verdammt anstrengend. Ist es denn wirklich so schlimm, wenn es während der Wehen einfach mal ausschließlich um die Frau geht, die das aushalten muss – statt dass man sich um die Bespaßung und Beschäftigung der Herren kümmern und ihnen zwanghaft Coaching-Aufgaben erfinden muss?
Es könnte völlig reichen, wenn er hilfreich zur Seite steht, er muss sich ja nicht einbilden, die Wehen auch noch dirigieren zu können …
Bedenklich fand ich auch, dass die Hebamme andeutete, wie viele Frauen sich während der Geburt zurückhalten (!) und nicht so laut schreien oder stöhnen wollen, wenn ihre Männer dabei sind. Weil die so schnell total überfordert sind, oder auch schon mal sagen “stell dich jetzt mal nicht so an, das ist doch alles ganz natürlich”, oder weil es einfach den üblichen Verhaltensmustern der Frauen entspricht, innerhalb ihrer Beziehung pflegeleicht und diskret bis unauffällig zu agieren.
Puh. Na dann.
wie viele Frauen sich während der Geburt zurückhalten (!) und nicht so laut schreien oder stöhnen wollen, wenn ihre Männer dabei sind
*lach*
Also zurückgehalten habe ich mich - wie auch sonst in meinem Eheleben - ganz und gar nicht. Ich habe geschrien, geflucht, gestöhnt und geschimpft.
Ich wollte nur, dass es schnell vorbei geht und mich niemand betatscht oder anredet.
Im Nachhinein betrachtet, finde ich es lustig und denke mir, dass sich mein Mann sicher gut amüsiert hat während der Geburt unseres Sohnes. Aber wenn ich ehrlich bin, dann war es nur anstrengend und schmerzhaft und für ihn vielleicht auch beängstigend. Vor allem eben weil er nichts dazu beitragen konnte, auch wenn er sicher gerne gewollt hätte.
Ich will nicht tauschen und ein Mann sein, auf gar keinen Fall.
Der Spaßwehen-Typ hätte von mir eins auf die Zwölf gekriegt, in der Situation, da bin ich mir vollkommen sicher.
Von wegen zurückhalten… Frag mal meinen Mann…
Er hält mir heute noch vor, dass ich ihn bei den Geburten so furchtbar beschimpft und angeschrieen habe. 😉
ein lieber freund von uns, gerade frischgebackener vater, meinte gestern am telefon: es habe sich ein bisschen wie in der ecke in der pause beim boxen gefühlt: stirn abtupfen, wasser reichen, gut zureden. er war offensichtlich gut beschäftigt.
Ich war am Tag nach der Entbindung “vorsichtshalber” mal im Kreißsaalbereich und hab gefragt, ob man mein Schreien wohl auch auf den angrenzenden Stationen gehört hat! Also zurückgehalten hab ich mich nicht 😉
LG
Martina
Ich hab gebrüllt wie ein Stier, scheiß auf Benehmen! 😉
Und Holger durfte anfangs noch gemütlich Bücher lesen, später beim Massieren der Michaelisraute zupacken und ansonsten musste er einfach nur dasein.
Als er anfing, mir auf Anraten der Hebamme die Stirn abzutupfen hab ich mich gefühlt, als läge ich im 18. Jahrhundert auf einer Pritsche und jemand ruft “Holt heiße Tücher!” Also hab ich seine Hand weggefegt und sie ihm anschließend beim Pressen fast gebrochen… *hehe*
Oja, die abgequetschte Hand - daran kann sich meine bessere Hälfte auch noch ziemlich gut erinnern. 😊
Meine Geburten waren wohl von der eher einfachen Sorte (denke ich mir einfach, wenn ich manche andere Beschreibung lese) und ich fands ganz angenehm, wenn ich zwischendurch mal quatschen konnte - die Hebammen sind ja nicht dauernd da und alleine wärs dann vielleicht doch eher langweilig.
Ich meine damit aber nur die Zeit, bis es tatsächlich zur Sache geht. DA - siehe oben - fand ich es sehr angenehm, eine Hand zum zerquetschen zu haben.
Das mit den “Spaßwehen” war bei mir übrigens die Hebamme - allerdings erst, nachdem das Kind auf der Welt war. Das CTG hatte nur minimal ausgeschlagen, was ICH nicht so ganz nachvollziehen konnte. Weh tats trotzdem.
Das beruhigt mich ja, dass damenhafte Zurückhaltung nicht der Normalfall ist. Ich war in dem Kurs völlig verwundert, als die Männer lernten, die in den Wehen liegenden Frauen “anzufeuern” oder die Atmung zu “kontrollieren”, das hörte sich so gnadenlos nervig an, dass ich es mir gleich verbeten habe.
It’s my party, I will shout if I want to 😊
Mein Freund wollte mir während der Geburt eigentlich gut zureden… aber ich hatte das Gefühl, er nimmt mir das letzte Futzerl Sauerstoff weg! Also habe ich ihn relativ unsanft weggestoßen. Er durfte / musste aber trotzdem mit “Sicherheitsabstand” für mir da und anwesend sein 😊
Marc war klug genug, kein dummes Geschwätz von sich zu geben. Er hat stattdessen live von der “Front” berichtet - die ich ja nicht sehen konnte. Von daher war es ganz nützlich, daß er dabei war. Hätte er an mir herumgefummelt oder mir gar vorschreiben wollen, wann und wie ich atmen sollte, hätte das seine Lebenserwartung schwer beeinträchtigt, so viel ist sicher.