Wirre Farbträume.

Eine ehemalige Freundin besucht mich auf der Berghütte, von der aus ich den Satelliten steuere. Der ist wichtig, warum weiß ich jetzt nicht mehr, jedenfalls wohne ich in dieser rundherum mit Technik vollgestopften alten Mühle, die von innen wie ein Raumschiffcockpit aussieht und kontrolliere das Ding. Das blonde Mädchen sitzt mit mir in der Sonne vor den Eingangsstufen. Sie ist gar nicht mehr mädchenhaft, sondern eher gesetzt. Ihre Augen tanzen nicht mehr. Ich trage Socken, die Wapiti gemacht hat, sie leuchten salbeigrün. Wir sortieren gemeinsam Unterlagen, die zu einem Webdesign-Kunden gehören, dem ich vor drei Jahren meine Dienste gekündigt habe. Es handelt sich um sehr viel Papier, das abgeheftet werden muss. Wir trinken Wasser. Sie erläutert mir den 3-Phasen-Plan, mit dem sie sich in meine Beziehung drängen wollte und beginnt sich dann dafür zu rechtfertigen. Ich höre nicht wirklich zu, die Worte umspülen sanft und trügerisch die Stufen und das Wasser in meinem Kristallglas wird trüb. Dann sehe ich, dass es der Satellit ist, der sich vor die Sonne geschoben hat und einen Schatten auf uns wirft.

Das Kind quiekte, ich wachte auf und seitdem habe ich ständig das Gefühl, irgendwelche Kontrollkonsolen bedienen zu müssen - der Traum war wohl noch nicht zu Ende, der Satellit trudelt führungslos. Meine Schuld, zweifellos. Ich hätte ja nicht aufwachen müssen.

*

Seltsame Geschichten sind das, alle Erlebnisse mit Menschen. Man denkt jahrelang nicht darüber nach und dann kehren sie nachts einfach wieder, die zärtlichen Begleiter oder bestechlichen Verräter, die Narbenverursacher oder menschlichen Enttäuschungen. Früher habe ich gedacht, dass sich vor allem die Momente spiegeln, mit denen man noch nicht abgeschlossen hat.

Inzwischen weiß ich es besser.

2 Kommentare Wirre Farbträume.

  1. Avatar Wapiti 04.03.2008 um 17:41 Uhr

    Das waren die Socken. Eindeutig.

    Ich schmeiß mich hier gleich weg vor lachen :-D

    Liebe Grüßle,

    Wapiti *mal nach salbeigrüner Wolle gucken geht* 😉

  2. Avatar Ute 04.03.2008 um 23:47 Uhr

    Dazu passend ein Kommentar von Saskia heute nachmittag, auf ihrem Bobbycar durch die Gegend rumpelnd: “Ich fahr’ zur Carola! Die weint nämlich, weil H** keine Bücher mehr hat!”

    Soll ich auch Socken stricken? *g*

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